Oft ist dieser Satz dabei:
"Coco Chanel befreite die Frauen vom Korsett".
Ganz falsch dieser Satz, gefällt mir überhaupt nicht. Verbreitet mal wieder Vorurteile übers Korsett, ist historisch total ungenau und selbst wenns ein Fakt wär, wäre diese Formulierung mit "befreite" vollkommen bescheuert.
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, so umfangreich sind die Fakten, die diesen Satz widerlegen.
Okay, erstmal zum Teil mit "befreit", da der Teil mit "Coco Chanel" länger braucht, um gut geklärt zu werden.
Das größte Vorurteil übers Korsett? "Korsette sind doch diese Dinger, die die Taille unnatürlich schmal aussehen lassen und die nur Verrückte tragen können denen ihre Gesundheit egal ist, laufen kann man in denen eh nicht".
Stimmt unter Umständen, aber Korsett ist nicht gleich Korsett.
So wie die Mode haben sich auch das Korsett verändert, es gab Jahre, in denen das Korsett eng geschnürt wurde, und es gab Jahre, in denen das Korsett einigermaßen relativ bequem war.
Und auch für jeden Anlass gab es ein anderes Korsett: Es gab auch Freizeitkorsetts, spezielle Korsetts für die bei Frauen beliebtesten Sportarten.
Gesundheitliche Schäden sind eigentlich auch eher die Ausnahme, außer wenn man ein Korsett zu tragen beginnt, wenn man noch im Wachstum ist, und dann für Jahrzehnte fast ständig ein Korsett trägt, oder beim "Tightlacing", das in Jahrzehnten, in denen das Korsett besonders eng war, genauso beliebt wie umstritten war - da sind schonmal Mütter ziemlich ausgeflippt, wie sich ihre Tochter nur so die Gesundheit ruinieren kann, als ihre Töchter, denen sie das "Tightlacing" vorher verboten haben, aus dem Internat wiederkamen mit einem Korsett, das nochmal 10 CM enger geschnürt war, als es eigentlich modisch war. Das war quasi die Magersucht dieser Jahre - Mädchen und Frauen, die es mit dem "eine modische Figur haben" übertreiben und dadurch ihre Gesundheit ruinieren.
Und mal ehrlich - Freiheit? Seit wann ist Freiheit, dass man fast schon kein Korsett tragen darf?
I love ma Flappers and I love ma Gibson Girls (XD, hört sich an als wär ich so ein Mainstreamopfer, das seinen Freundinnen auf seiner SVZ-Seite ein "Denkmal" setzt, fehlt nur noch die Groß- und Kleinschreibung XD), und ich mag beide Stile, und ich finde, dass das Beste wäre, wenn man Mode aus allen Zeiten darf, auch abwechselnd, und wenn man wie ich z.B. Stile mit und ohne Korsett mag, halt immer abwechselt, wenn man das Korsett nur ab und zu trägt, weil einem sonst i-wie eines dieser 19. Jahrhundert-Kleider nicht passt, und man dann i-wie wieder für ne Zeit z.B. 20er- und 30-Jahre-Kleidung ohne Korsett trägt hat man eigentlich kaum was zu befürchten.
Jetzt zur Coco Chanel-Sache:
SEHR unsauber recherchiert. Ist die allgemeine Meinung, aber stimmt NICHT.
Ich kann Coco Chanel nicht leiden. Nicht ihre Mode, sie selbst. Mal ehrlich, Coco Chanel ist kein Idol, Coco Chanel ist keine modische Revolutionärin, Coco Chanel ist einfach auf einen fahrenden Zug aufgesprungen und hielt sich dann für die Beste, die ja alles zum Guten gewendet hat.
Also hier, ich präsentiere:
DIE WAHRE GESCHICHTE DES KORSETTS
Das Korsett wurde Anfang des 20. Jahrhunderts nichtmal zum ersten Mal abgeschafft, was besonders Revolutionäres war das also eh nicht.
Für dieses Kleid aus dem Jahre 1791 war ein Korsett offensichtlich noch notwendig.
Für dieses Kleid aus dem Jahre 1799 offensichtlich NICHT.Bis 1815 hat dann keine Frau mehr ein Korsett getragen.
Danach kamen Korsetts langsam wieder in Mode, aber zwingend notwendig waren die bis in die 1840er hinein eigentlich nicht.
Stattdessen haben in der für Frauen korsettfreien Zeit einige Dandys Korsett getragen.
In den späten 1840ern wurden Korsetts dann wieder ein Muss.
Während dieser Zeit kam dann die Viktorianische Kleidungsreform eher erfolglos in Rollen. Die Anhängerinnen liefen dann, äh, so rum:
Die Bohemien habens da schon besser gemacht:Während dieser Zeit kam dann die Viktorianische Kleidungsreform eher erfolglos in Rollen. Die Anhängerinnen liefen dann, äh, so rum:
Die Emanzen... äh, Pardon, Dress Reform-Anhängerinnen habens dann mit ihren Pluderhosen gelassen aber weiter ihre Säcke, äh, Pardon, speziellen Kleider getragen.
Währenddessen wurde dann zum Schluss das Korsett nochmal so eng gebunden, wie nie zuvor - das "Tightlacing" beiseite.
Ende der 1900er kam dann Paul Poiret in die oberste Fashion-Liga, dann kam wieder so eine "Korsett-Ja-Aber-Kein-Muss"-Phase und die von der Reformbewegung in ihren Sackkleidern haben gemerkt, dass Kleider auch ohne Korsett schön sein können (echt mal, die Kleider von denen waren ja nicht gerade ne Werbung dafür, kein Korsett mehr zu tragen).
Ich finde Poiret's Kleider übrigens viel schöner als die von Chanel - sorry, Coco. Aber Poiret ist bis dato der einzige Modedesigner, der Schönheit, Extravaganz, Elegantheit und Bequemheit verbinden konnte. Coco's Entwürfen fehlt die Extravaganz ;-)Dann kam der erste Weltkrieg, die Frauen fingen an zu arbeiten, weil zu viele Männer im krieg waren, die letzten haben ihr Korsett weggeschmissen und es wurden Kleider kürzer geschnitten.
Dann kamen die Flapper - und wenn ihr die Beiträge der Flapper-Woche gelesen habt, wisst ihr alles darüber, die Flapper haben noch mehr gekürzt und so weiter.
Und dann, ja, ERST DANN, kam Coco, die immer noch nicht zufrieden war, nein, Kleider konnten schon ohne Korsett sein, Kleider konnten schon kürzer als bodenlang sein, aber für Coco waren ja nur Outfits schön, die sie selbst entworfen hat...
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